Gleisbegrünung

Die Ausführungsformen der Gleisbegrünung werden nach der Einbauhöhe der Vegetationssysteme in das Gleis unterschieden. Grundsätzlich lässt sich das Grüne Gleis in drei verschiedenen Ausführungsvarianten verwirklichen:

Mögliche Ausführungsformen für das Grüne Gleis
Grundsätzlich mögliche Ausführungsformen für das Grüne Gleis (hier dargestellt in Kombination mit Fester Fahrbahn)

Die Wahl der Ausführungsform bestimmt sich aus den folgenden Abwägungen:

– der Anforderungen an das Gleis (Isolierung, Pflege, Unterhaltung),
– der Anforderungen an bzw. durch das Vegetationssystem (Standortbedingungen, Pflegeaufwand) und
– der Forderungen an die Umgebungsgestaltung

Gleis mit hoch liegender Vegetationsebene

Bei hoch liegendem Vegetationssystem erfolgt der Einbau der Vegetation bei rillenlosen Schienen (Vignolschienen) bis ca. 5 cm unter der Schienenoberkante. Bei Rillenschienen kann die Begrünung bis ca. 1,5 cm unterhalb der Schienenoberkante ausgeführt werden. Somit ergibt sich optisch eine einheitliche Grünfläche.

Als Konsequenz daraus ist jedoch der Fahrweg schlechter als Gefahrenbereich erkennbar. Durch die Anwendung in Verbindung mit Schienenkammerfüllprofilen verbessert sich die Erkennbarkeit. Allerdings sind die Schienen und Schienenbefestigungen schwieriger zugänglich als bei tief liegender Vegetationsebene und daher nur mit erhöhtem Aufwand austauschbar. Vor allem aber müssen zusätzliche Vorkehrungen gegen Streuströme getroffen werden. So muss z. B. die Schiene unbedingt von der Humus-/Wachstumsschicht für die Vegetation isolierend getrennt werden, da bei direktem Kontakt eine wesentlich erhöhte Stromableitung (= erhöhter Ableitungsbelag) zu erwarten ist.

Gleis mit tief liegender Vegetationsebene

Die Vegetation wird hierbei maximal bis unterhalb des Schienenfußes eingebaut, so dass die Schienen in voller Höhe die Vegetationsebene überragen. Damit bleibt die Gleistrasse deutlich sichtbar. Je nach Bauart kann das Gleis mit Rasen oder Sedum begrünt werden.

Dies hat eine Reihe von betrieblichen Vorteilen: der Schienenfahrweg (= Betriebsbereich = Gefährdungsbereich) ist klar erkennbar; Schienen und Schienenbefestigungen sind jederzeit voll zugänglich; Inspektions-, Reparatur- und Austauscharbeiten sind leicht durchführbar; zusätzliche Streustromprobleme treten nicht auf; eine Überwucherung des Schienenkopfes durch Vegetation (= Gleitgefahr der Räder) wird vermieden.

Allerdings wird bei dieser Lösung das völlig einheitliche Bild der Grünfläche durch die frei liegenden Schienenstränge unterbrochen.

Gleis mit zwischen den Schienen tief und an den Außenseiten hoch liegender Vegetationsebene

Die Vegetationssysteme werden neben den Gleisen und in der Bahnachse als hoch liegende Systeme ausgeführt, während sie im Gleis selbst tief liegend sind. Damit gehen verschiedene Verkehrsunternehmen einen Kompromiss zwischen beiden oben genannten Varianten ein. Die Gleistrasse ist im Vergleich zu einem durchgängig hoch liegenden Grünen Gleis deutlicher zu erkennen.

Außerdem bleiben Schienen und Befestigungselemente im inneren Gleisbereich kontrollierbar und zugänglich. An der Außenseite der Schienen ist das nicht der Fall. Zudem muss hier wiederum eine isolierende Trennung zwischen Schiene und Bodenschicht vorgenommen werden, um die Streustromproblematik beherrschen zu können.

Grundsätze für das Grüne Gleis

Bei allen Ausführungen ist als wichtigste Grundregel zu beachten: Die Begrünung des Gleisbereichs stellt sich stets als eine zusätzliche Aufgabe bei der Erstellung eines Schienenfahrwegs dar, die nichts mit der eigentlichen Stütz- und Führungsfunktion des Gleises und des Oberbaus zu tun hat. Das bedeutet: Es entstehen zur Erfüllung dieser Zusatzaufgabe normalerweise auch zusätzliche Kosten für Erstellung und Unterhaltung.

Die wichtigste Grundforderung an das Grüne Gleis lautet deshalb: Die normale Funktion des Fahrwegs darf durch die Zusatzaufgaben der Begrünung nicht beeinträchtigt werden.

Unter Beachtung dieser Grundregel sind praktisch alle Ausführungsvarianten des Grünen Gleises umsetzbar. Dennoch haben sich aufgrund der bisher gewonnenen Erfahrungen in der Praxis Präferenzen herausgebildet, die folgendermaßen zusammengefasst werden können:

– Bei Grünen Gleisen in Verbindung mit offenem Schotteroberbau mit Schwellen sollte die Begrünung grundsätzlich erst frühestens ein halbes Jahr nach Inbetriebnahme des Fahrwegs sowie nach dem 2. Stopfgang eingebaut werden. Sie sollte außerdem aufnehmbar gestaltet werden (z. B. Humus- oder Substratschicht auf armiertem Geotextil).

– Grüne Gleise eignen sich bei Neubaustrecken grundsätzlich besser in Verbindung mit einem Oberbau als Feste Fahrbahn, da dort weniger bzw. keine Nacharbeiten an der Schienenlage zu erwarten sind.

– Der Beton der Festen Fahrbahn muss unbedingt durch ein Geotextil/eine Folie (mit Entwässerungsöffnungen) vom Humus/Substrat getrennt und vor dauerhafter Feuchtigkeitseinwirkung geschützt werden. Das Geotextil/Folie ist außerdem für eine zeitlich begrenzte Wasserspeicherung notwendig.

– Bei hoch liegenden Vegetationssystemen ist eine sichere, elektrisch isolierende Trennung der Schiene von der Umgebung dauerhaft sicherzustellen, um Korrosion und Streuströme zu vermeiden.

– Die Art des Vegetationssystems (Rasen, Vegetationsmatten, Sonstige) ist unbedingt auf die jeweilige Trassenlage und Oberbauart sowie die dadurch festgelegten Rahmenbedingungen (z. B. Gefällestrecken, Niederschläge, Windbelastung/Windsog der Fahrzeuge, verfügbare Höhe der Wachstumsschicht) auszurichten. Darüber hinaus ist zu beachten, dass lückenlose, niedrige Vegetationen nur mit einem Spezialsubstrat zu erreichen sind.

– Für alle Begrünungssysteme ist Pflege (mehr oder weniger) notwendig und von vornherein sicherzustellen.

Als besonders wichtig hat sich erwiesen, die richtige Abstimmung zwischen Oberbauart und Begrünungssystem bereits in der Planungsphase vorzunehmen und die Begrünung nicht erst nachträglich (und dadurch suboptimal) hinzuzufügen.

Empfohlene Fachliteratur:

Grüngleisnetzwerk (Hrsg.), Handbuch Gleisbegrünung

https://www.pmcmedia.com/programm/rail/166/handbuch-gleisbegruenung