Infrastruktur und Fahrweg

Unter dem Begriff Gleis versteht man die Fahrbahn vom schienengebundenen Fahrzeuge. Schienen, Schwellen, Befestigungsmittel und das Schotterbett zusammen nennt man Gleiskörper. Sie werden dem Begriff Oberbau zugeordnet. Wichtig ist auch an den gesamten Aufbau eines Eisenbahnverkehrsweges zu denken, den sogenannten Unterbau. Dämme, An- und Einschnitte sowie Brücken gehören zum Unterbau. Im Unterbau muss an die Entwässerung des Gleiskörpers gedacht werden, damit in verschiedensten Wetterzonen ein reibungsloser Verkehrsablauf aufrechterhalten werden kann.

Rollende Landstrasse in Österreich
© Plasser & Theurer

Die fertig gestellten Gleise sind heute so konzipiert, dass sie das Gewicht (Achslast), die Beschleunigung und das Anfahren und Abbremsen verkraften können. Extreme Temperaturen können am Gleis keine größeren Schäden mehr verursachen. So stellen der Winter mit starken Minusgraden oder Sommertemperaturen von über 30° C keine Gefahr mehr für den Oberbau dar. Die Technologie des Gleisbaus hat in den vergangenen rund 200 Jahren einen enormen Fortschritt erfahren. Als Gleise oder Geleise wurden ursprünglich die von Pferdefuhrwerken parallel in den Boden eingedrückten Spurrillen bezeichnet. Zur Zeit der Römer und auch im Mittelalter bezeichnete man die in den Fels eingeschlagenen Spuren als Spurrillen, die den Fahrzeugen eine sichere Fahrt auf dem Weg ermöglichten. In dieser Zeit gab es schon weichenähnliche Abzweigungen für Pferdekarren, die man heute als Weichen zum Wechseln der Richtung bezeichnen würde. Die Fahrzeuge (Loren, Kippwagen usw.), die bis vor ca. 100 Jahren auf Holzbalken in den Bergwerken verkehrten, waren der eigentliche Ursprung unser heutigen Schienenverkehrswege. 

Fahrbahn für Grubenwagen zwar eignete, sich jedoch unter der hohen Last abnutzte, verwendeten Arbeiter bereits um das Jahr 1765 Barren aus Roheisen als Untergrund bzw. Laufbahn für die Aufnahme der Fahrzeugbewegungen. Diese Eisenbarren baute man als Gleis ein und bemerkte, dass die Fahrzeuge besser, leichter und schneller rollten als auf einer Holzunterlage.

Thorsten Schaeffer
Holzschienen mit Barren aus Roheisen
© Thorsten Schaeffer

Etwa um das Jahr 1822 kam die erste Schiene aus Gusseisen auf. Sie bestand aus Kopf und Steg, hatte jedoch keinen Schienenfuß. Als Auflager zur Unterstützung für die Schienen dienten Steinwürfelquader, die in einem Abstand von rund 1000 mm gelagert die damalige Fahrbahn der Schienenfahrzeuge ergaben.

Ursprüngliche Fahrwegkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert
© Thorsten Schaeffer

Diese Art von Schiene wurde als erstes in England entwickelt. Mit der Verwendung dieser Kopf-Steg-Schiene (12 kg/m und 4,38 m lang) wurde der einseitige Spurkranz für die Fahrzeugräder entwickelt, sodass Entgleisungen nicht mehr möglich waren. Die grundsätzliche Unterteilung zwischen Eisenbahn- und Straßenfahrzeugen wurde hierdurch herbeigeführt. Im Jahr 1824 wurde in einer Weiterentwicklung die sogenannte Fischbauchschiene geschaffen, die im Jahr 1824 bei der ersten Eisenbahn der Welt in England auf der Strecke von Stockton nach Darlington eingebaut wurde.

Fischbauchschienen
© Thorsten Schaeffer

Beim Bau der ersten Eisenbahn in Amerika verwendete man die im Jahr 1830 entwickelte und auf hölzerne Langschwellen aufgelegte und aufgenagelte erste Breitfußschiene, die noch eine bessere Ausnutzung des Materials aufwies. Die Form der Schiene wird später (1835 – 1839) beim Streckenbau Leipzig – Dresden freitragend über hölzerne Querschwellen verlegt und hat somit unserem deutschen Oberbau die endgültige Form gegeben.

Früher Gleisbau in den USA
© Plasser & Theurer

In Deutschland wurde die erste Eisenbahn am 7. Dezember 1835 auf der Strecke Nürnberg - Fürth eröffnet. Dort wurde Der Adler als erste deutsche Eisenbahn eingesetzt. Schon die Fahrbahn des Adlers bezeichnete man mit dem heute noch üblichen Begriff Rahmengleis. Sie besteht aus zwei Schienen und mind. 2 Schwellen. Die Schienen werden parallel in ein Schotterbett gelegt und weisen eine Regelspur von 1435 mm auf. Diese Spurweite wird bis heute beibehalten. In einigen Ländern, auch in Deutschland, wurden versuchsweise größere und kleinere Spurweiten eingeführt. Bis heute gibt es noch vereinzelte Abweichungen von der Regelspur. Mit Inbetriebnahme der ersten Eisenbahnstrecken um 1825 entstand das Handwerk namens Gleisbau. Es übernahm die Aufgabe, die durch die Beanspruchung der Schienenfahrzeuge entstanden Schäden am Gleis zu beheben. Ein neuer Beruf war geboren, der Gleisbauer oder auch Gleisbaufacharbeiter. Das Aufgabenfeld umfasst heute neben dem Wechseln aller Teile die Fachkenntnis der gesamten Gleisvermessung. Bei Geschwindigkeiten von über 300 km/h muss auf dem Millimeter genau gearbeitet werden, um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten.  


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